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Bertschikon

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur, seit 2014 Teil der Gemeinde Wiesendangen. Zum Gebiet von Bertschikon gehörten über 30 Dorfschaften, Weiler und Höfe an der Grenze zum Kanton Thurgau. Die politische Gemeinde ist eine Schöpfung der Helvetik, etablierte sich aber erst 1882 völlig. Sie wurde aus den sieben (1928 aufgelösten) Zivilgemeinden Bertschikon, Gundetswil, Kefikon (zürcherischer Teil), Liebensberg, Stegen, Gündlikon und Zünikon gebildet. 1255 Bersinkon. Gündlikon: 774 Cundilinchova (unsicher), 1162 Gundilinchova. 1836 823 Einwohner; 1850 949; 1900 643; 1950 720; 1960 733; 2000 985.

Römische Siedlungsspuren im Ziegelacker. Die Sprachlandschaft deutet auf eine Landnahme im 7./8. Jahrhundert hin. Im Spätmittelalter verfügten vor allem die Kyburger und Habsburger, die Klöster St. Gallen und Reichenau über Grundeigentum und Herrschaftsrechte. Das Dorf Bertschikon selbst kam mit einigen weiteren Höfen 1471 hoch- und niedergerichtlich von Habsburg an Zürich. Nachdem Zürich 1587 die Herrschaft Hegi erworben hatte, wurden alle Herrschaftssplitter in der Obervogtei Hegi vereinigt. Kefikon kam erst 1798 zur Hälfte zu Bertschikon. Kirchlich gehören Gündlikon und Zünikon zu Elgg, die übrigen Fraktionen zu Gachnang. Beispiel für die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Gemeindebildung in den Fraktionen ist der Einzugsbrief von Gundetswil (1636). 1850 zählte die Gemeinde neben 118 Landwirten auch 53 Fabrikarbeiter der Kattundruckerei im benachbarten thurgauischen Islikon. Das Fehlen eines Siedlungszentrums und die geringe Kontinuität der politischen Gemeinde hemmten die Entwicklung von Bertschikon: Es fehlen Anschlüsse an das öffentliche Verkehrsnetz und lokale Infrastrukturen. So wurde erst 1958 aus fünf Korporationen eine kommunale Wasserversorgung geschaffen. Die Ausscheidung einer Bauzone in Gundetswil verstärkte den Trend zur Agglomerationsgemeinde: Ende des 20. Jahrhunderts war Bertschikon mit 68% Wegpendlern und noch 43% Beschäftigten im 1. Sektor (1990) auf dem Weg zur halbagrarischen Gemeinde.

Quellen und Literatur

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Bertschikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000139/2017-03-08/, konsultiert am 28.03.2024.